Theaterstück












Probenfotos. Foto Credits \ Barbara Pálffy
»Glaube, Liebe, Hoffnung«
Von Ödön von Horváth
unter Mitarbeit von Lukas Kristl
Mit \ Alina Fritsch, Karin Lischka, Julian Loidl, Matthias Mamedof, Voxemble Osttirol
Inszenierung und Ausstattung \ Cornelia Rainer
Lichtdesign \ Katrin Neyer
Musik \ Miloš Todorovski, Jürgen Nussbaum
Chorleiter Voxemble \ Matthias Bergmann
Jugendliche aus der Region fragen sich: Wie könnte ein positives Ende aussehen?
»Glaube, Liebe, Hoffnung« von Ödön von Horváth erzählt die Geschichte der jungen Elisabeth, die in einer von sozialer Ungerechtigkeit geprägten Gesellschaft ums Überleben kämpft. Wegen finanzieller Not verkauft sie ihren Körper an ein anatomisches Institut, gerät jedoch in einen Teufelskreis aus Armut, gesellschaftlicher Ausgrenzung und Hoffnungslosigkeit. Ihre Versuche, diesem Elend zu entkommen, scheitern an den starren Strukturen der Gesellschaft und ihrer eigenen Ratlosigkeit, wie sie sich aus dieser ausweglosen Situation befreien kann.
»DAS SEH ICH SCHON EIN, DASS ES UNGERECHT ZUGEHEN MUSS, WEIL HALT DIE MENSCHEN MENSCHEN SIND, ABER ES KÖNNT DOCH AUCH EIN BISSCHEN WENIGER UNGERECHT ZUGEHEN.«
–ÖDÖN VON HORVÁTH
Regisseurin und künstlerische Leiterin Cornelia Rainer über
»Glaube, Liebe, Hoffnung«
Mit der Bearbeitung des Theaterstücks »Glaube, Liebe und Hoffnung« konzentriere ich mich auf die Fragen, wie wir unser Leben und unsere Gesellschaft gestalten. Diese sind in jeder Lebensphase von entscheidender Bedeutung und sie sind untrennbar mit Macht, Ohnmacht und Verantwortung verbunden.
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Glaube kann uns in schwierigen Zeiten die Kraft geben, weiterzugehen – doch er kann auch Ohnmacht verstärken, wenn er von Machtstrukturen missbraucht wird. Liebe ist eine Quelle der Verbundenheit und des Widerstands, aber auch ein Werkzeug zur Kontrolle. Hoffnung, als letzte Ressource, verleitet dazu, sich den Machtverhältnissen zu fügen, gleichzeitig stärkt sie den Mut zu persönlicher Verantwortung und Veränderung.
In »Glaube, Liebe, Hoffnung« kämpft die junge Frau Elisabeth ums Überleben – gegen den Druck der Gesellschaft und gegen ihre eigene Hilflosigkeit. Sie fügt sich den Umständen, sucht Auswege, scheitert und gerät immer tiefer in die Spirale der Ohnmacht. Nicht, weil sie nichts tun möchte, sondern weil sie nicht weiß, was sie tun könnte. Sie erkennt nicht, dass sie eine Wahl hat.
Männer und Frauen in Machtpositionen bestimmen über Elisabeths Schicksal und tragen zur Eskalation ihrer Verzweiflung bei. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wie viel Macht räumt Elisabeth diesen Personen ein? Wo beginnen ihre eigene Kreativität und Verantwortung?
Im Original endet das Stück mit Elisabeths Selbstmord. Dieses tragische Ende zu werde ich gemeinsam mit Jugendlichen zu einer hoffnungsvollen Perspektive verwandeln. Ich möchte eine Auseinandersetzung mit Macht und Ohnmacht initiieren, indem wir uns zentrale Fragen stellen:
Was bedeutet Glaube, wenn er uns nicht verändert, sondern in Ohnmacht hält?
Wie gehen wir damit um, wenn Liebe in Abhängigkeit umschlägt und zur Manipulation wird?
Ist Hoffnung noch wertvoll, wenn sie uns passiv macht, anstatt uns zu aktivem Handeln zu ermutigen?
Ein wesentlicher Bestandteil des Festivals ist die Perspektive junger Menschen. Sie nehmen aktiv an Workshops teil, entwickeln mit uns alternative Handlungsmöglichkeiten und reflektieren Elisabeths Hoffnungslosigkeit. Ihre Aufgabe ist es, neue Wege zu finden, wie Elisabeth ihre Eigenständigkeit wiedergewinnen und ihre eigene Macht entdecken kann.
Damit bekommen jungen Menschen und alle Generationen die Chance, in einen Dialog zu treten. Glaube, Liebe und Hoffnung sind keine statischen Werte, sondern lebendige Kräfte, die sich in der Auseinandersetzung mit der Welt und im Dialog mit anderen entfalten. In der Philosophie von Martin Buber entsteht wahres Sein im Dialog – im »Du« und Glaube, Liebe und Hoffnung entwickeln sich durch Auseinandersetzung und Reflexion.
Das Festival zeigt, dass diese Werte keine festgelegten Konzepte sind, sondern durch den Dialog und die Auseinandersetzung mit Macht, Ohnmacht und Verantwortung lebendig werden. Indem wir Verantwortung übernehmen, unsere Perspektiven erweitern und uns selbst hinterfragen, erkennen wir unsere Gestaltungsmacht und können nachhaltige Veränderung bewirken.